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LK Kunst

Schuljahr 1999, K12, erste Stunde Kunst-LK. Gleich zuerst wurde uns unmissverständlich klar gemacht, dass wir uns mit diesem LK den „schönsten, aber auch den schwersten“ ausgesucht hatten. So motiviert begann das Jahr für uns als ein einziges großes Rätsel. So mussten wir quer durch unsere fünf Kammerlohr-Kunstbücher nach Antworten auf schwer zu entschlüsselnde Fragen suchen. Auf diese Weise auf Arbeit eingestimmt folgten dann Schlag auf Schlag die nächsten Aufträge, so dass wir das ganze erste ABA eigentlich pausenlos mit Malen und Zeichnen beschäftigt waren. Erschwert (oder angeregt?) wurden unsere mehr oder weniger kreativen Ergüsse durch das notorisch kalte Klima in unserem Kunstraum, den wir in den nächsten zwei Jahren noch lieben und hassen lernen sollten... als Auflockerung für stressige Schaffensperioden wurden hin und wieder ausladende Kaffeekränzchen eingestreut, bei den wir ganz künstlerisch den Kaffee auf der Platte erwärmten, auf der normalerweise Ätzgrund und Linolplatten gegrillt wurden. A propos Linolplatten: Das zweite ABA stand ganz unter dem Zeichen des Drucks und das in jeder Hinsicht! Denn es wurden sämtliche Drucktechniken vom Hochdruck über den Tiefdruck, vom Holzschnitt über die Kaltnadelradierung bis zur völligen Extase aufgrund der uns überall umgebenden Terpentinschwaden erprobt. Letztendlich sind wir wohl alle zu Experten in puncto Drucktechniken avanciert und haben unsere gesammelten Werke monatelang in der großen Pausenhalle mit stolz geschwellter Brust zur Schau gestellt. Der eindeutige Höhepunkt der K12 war jedoch die Parisfahrt, bei der zwar nicht alle „Künstler“ teilnahmen, die sich aber in jeder Hinsicht gelohnt hat, denn sowohl die bildungsbetonte Seite als auch der Spaßfaktor wurden in diesen vier Tagen voll erfüllt. Und nicht erst seit Paris fanden im Kunst-Vorbereitungsraum wüste Weinorgien der Kunstlehrer statt, die zur Erheiterung des ganzen LKs beitrugen. Aber auch eine gewisse Steinbrechmaschine führte bei deren Erprobung zu Jubelschreien im Nebenzimmer: KNACK! – „Ja, ja, nochmal!!!“

Abgesehen von diesen kleinen Abwechslungen, wunden Fingern vom Linolschneiden und halsbrecherischen Aus-dem-Fenster-kletter-Aktionen wurden wir auch in kunsttheoretischer Hinsicht gedrillt, was durch die völlige Dunkelheit bei den endlosen Diashows am frühen Morgen erschwert wurde. Sogar der Diaprojektor streikte bei dieser Beanspruchung von Zeit zu Zeit. Aber letztendlich wissen wir Jetzt alles über „den Schrei“ von Munch, die „Erschießung der Aufständischen“ von Goya und „Guernica“ von Picasso. Interessant zu beobachten war während der ganzen Zeit, dass die Brille von unserem Oberkünstler immer mehr litt (lag das an unseren Fähigkeiten oder an deren Mangel?), denn es Fehlte erst ein Bügel, dann beide, aber die Spekulationen über das zu erwartende Herausfallen der Gläser wurden nicht erfüllt, sondern die Brille wurde dann bei Zeiten doch noch repariert.

Trotz den stressigen und arbeitsintensiven Phasen und manchmal aufkommenden Missstimmungen waren es insgesamt doch zwei sehr lehrreiche Jahre, nach denen wir jetzt alle in der Lage sind, unser zukünftiges Traumhaus zu entwerfen und zu bauen. Abgesehen davon können wir beruhigt sagen, dass wir zwar immer noch nicht wissen, was Kunst eigentlich ist, aber nach denen uns die Welt der Künste offen steht.

Gwenny, Vera